1 nd so begab es sich, das Sophia und die Luminare in der Hauptstadt Auris ankamen. 2 Auch in Auris war die Kunde um Sophia und der Wunder, die sie tat, wohl bekannt und so verbreitete sich die Kunde über ihre Ankunft rasch. 3 Die Menschen strömten herbei, um sie zu berühren, sie zu sehen und ihr zu huldigen. 4 Die Luminare hatten große Mühe, ihr einen Weg zu ermöglichen. 5 Als sie endlich am großen Marktplatz ankamen, errichteten die Menschen ihr sogleich aus Holzkisten ein Podest, denn sie wollten Sophia hören. 6 Sylas half ihr, auf das Podest zu steigen und sie sprach:

7 "Ihr Menschen aus aller Herren Länder,
sind auch verschieden eure Banner und Gewänder,

seid ihr auch arm oder auch reich,

vor dem heiligen Licht seid ihr alle gleich.
8 Höret meine Worte im Namen des heiligen Lichts,
9 Sprecht ohne Falsch zu redlichem Angesicht.
10 Lug und Trug verbannt aus eurem Herzen,
doch steht ihr vor des Bösen finsterem Angesicht,
und Wahrheit bringt euch große Schmerzen,
dann ist Lüge dennoch Sünde, zuwider dem Licht.

11 Seid guten Mutes und standhaft im Glauben,
denn der Glaube ist die Feste, vor der das Böse zerbricht.
12 Bedenket euer Wort, handelt mit Verstand.
13 Dem Friedsamen reicht stets die Hand,
und ist eine Schuld euch ohne Zweifel bekannt,
dann richtet gerecht, denn Weisheit hat Bestand.
14 Euer Wort sei Gewaffen, die Schwerter mögen ruhn,
doch Tat möge obsiegen, wenn dies verlangt der Dunkelheit Tun.
15 Selbst im Kummer und in bitterer Not,
sei der Pfad zum Licht euch oberstes Gebot.

16 Bleibt getreu und verzaget nicht,
gar in unsäglicher Qual widerrufet nicht.

17 Mit Wort und Tat steht einander zu Seiten,
lasst euch nicht von Schätzen verleiten.
18 Gold und Silber sei euch gleich,
so steht ihr im Licht, das ist reich.
19 Helft den Schwachen aus der Not,
auch wenn Dunkel gar fürchterlich droht.
20 Ein jeder soll die Heiligen ehren,
auf das sie nie vergessen werden.
21 Sie weilen nun hoch im Licht,
und schauen herab ewiglich.
22 Euer Tun sei ihnen zum Wohlgefallen.
23 Gedenket ihrer in den lichten Hallen,
denn eines Tages steht ihr vor ihrem Angesicht,
am Tor ober dieser Welt hoch im Licht.
24 Und wahrlich den Frevlern sage ich,

auch wenn alle Lichter der Welt im Dunkel erloschen sind,
werdet ihr noch den Streiter sehen, dessen Schwert vom Tode singt,
und wenn das Klagelied der Welt kummerschwer erklingt,
ist er die Flamme, die wieder Licht ins Dunkel bringt.
25 Wahrlich ich sage euch, höret meine Worte und vergesst sie nicht,  

denn es sind die Schritte auf dem Pfad zum Licht."

 

26 Sophia wollte schon wieder von ihrem Podest herunter steigen, als ein Mann rief: 27 "Sage uns, wie sollen wir uns zum heiligen Licht bekennen?" 28 Und Sophia sprach:

 

29 "Ich bin Demut – Im Glauben an das heilige Licht,
Ich bin Wahrheit – Ich täusche nicht,

Ich bin Glauben – Unheil fürchte ich nicht,
Ich bin Gerechtigkeit – Unrecht tue ich nicht,
Ich bin Treue – Ich verleugne es nicht,
Ich bin Mut und Hoffnung – Bis die Welt zerbricht,
Ich bin Ehre – Schande bereite ich nicht,
Ich bin Stärke – Doch ehrt mich nicht,
Ich bin Güte – Doch dankt mir nicht,

denn Ehre gebührt dir allein oh heiliges Licht."