|
1 s kam der Tag, da
Argail verstarb und Sophia zu ihrer Mutter Thara heimkehrte, um ihr
Trost zu geben. 2 Sophia sandte die Luminare ebenfalls zu ihren
Heimstätten, auf das sie ihre Verwandten wiedersehen und eine Weile mit
ihnen verbringen, sich sodann in zwei Mondläufen einander wiederfinden
in Tasmarand. 3 So ging Lucius nach Allbruch, Eugil ging
nach Virgund und Armenius nach Tasmarand; Sarius, Iweon, Gregus und Lius
gingen nach Lhorien und sie nahmen Philus mit. 4 Aber ich blieb bei Sophia, denn ich hatte
geschworen, nicht von ihrer Seite zu weichen und sie zu beschützen bis zum
Ende meiner Tage; und ich blieb getreu ihr Gefährte dieser Tage, als
auch in künftigen Tagen. 5 Und so begab es sich, das Sophia
mit mir zum Silberwald wanderte, um dort verschiedene Gewürzkräuter zu
sammeln. 6 Auf dem Weg weihte mich Sophia ein in vielerlei
Dinge, die ich einst nicht verstand. 7 Einen Teil will ich
hiermit kundtun, auf das die Menschen verstehen; der andere Teil steht
geschrieben in den Herzen der Menschen. 8 So mögen die
Menschen lesen den einen Teil, als auch den anderen Teil, und sie werden
Erkenntnis erlangen und die eine Wahrheit wird sie emporheben ins Licht.
9 So fragte ich sie, als wir im Silberwald weilten: "Warum
spricht das heilige Licht nicht zu uns, um uns zu sagen was wir tun oder
lassen sollen?" 10 Und Sophia sprach: "Das heilige
Licht ist stets bei euch und spricht zu euch, nur hört ihr die Stimme
tief in eurem Herzen nicht. 11 Soll das Wort des heiligen
Lichts laut erschallen über die Lande wie gewaltiges Donnern? 12
Oder soll das heilige Licht Gestalt werden und neben dir hergehen, auf
das es dir ins Ohr flüstere? 13 Der Taube hört beides
nicht." 14 Und ich fragte: "Warum lässt das
heilige Licht soviel Unrecht und Unheil geschehen auf dieser Welt?"
15 Und Sophia antwortete: "Siehe den Frosch, der da
sitzt auf einem Stein an einem Tümpel. 16 Er wird stets an
diesem Tümpel bleiben, denn dies ist sein Heim, das ihm bereitet ist
vom heiligen Licht. 17 Wie kann er wissen um all die Dinge
jenseits seiner Welt, die sein Schicksal bestimmen? 18 Setze
dich zu ihm und erkläre es ihm, doch er wird es nicht verstehen." 19
Und ich fragte: "Warum tilgt das heilige Licht nicht alle
Ungläubigen aus dieser Welt, auf das nur noch jene bleiben, die dem
heiligen Licht zum Wohlgefallen sind?" 20 Und Sophia
antwortete: "Das Kind, das Schande bringt über den Vater, wird des
Vaters gerechte Strafe erhalten, doch frage ich dich, soll der Vater
wahrlich all seine störrischen Kinder sogleich töten? 21
Jene, die störrisch sind, um den Vater zu erzürnen, als auch jene, die
störrisch sind, weil sie es nicht besser wissen? 22 Siehe,
die Liebe des heiligen Lichts zu seinen Kindern ist unendlich; doch
jene, die sich abwenden vom heiligen Licht werden verdammt sein." 23
Und ich fragte: "In dir ist die Macht des heiligen Lichts; warum
besteigst du nicht den Königsthron, der dir gebührt, da du bist vom
Blute Erings und fegst hinweg alle Feinde Aureliens?" 24
Doch Sophia antwortete: "Soll ich zum Vater sagen: Lass Heerschau
halten und das gewaltige Heer soll kommen, auf das ich besteige den
königlichen Thron und alle Feinde Aureliens vernichtet werden? 25
Wahrlich, ich aber sage dir, versuche nicht das heilige Licht. 26
Es soll geschehen der Wille des Vaters, nicht der Tochter; und also soll
geschehen der Wille des heiligen Lichts."
|