1 ach zwanzig Mondläufen kehrte Sophia in Begleitung ihrer neun Luminare wieder nach Morganea und groß war die Freude bei Argail und Thara. 2 Ganz Morganea war auf den Beinen, als sich die Kunde über Sophias Wiederkehr verbreitete und es war eine festliche Stimmung. 3 Und die Kunde von Sophia, die da in Morganea war dieser Tage, verbreitete sich auch zu den Nachbarorten und von den Nachbarorten zu deren Nachbarorten und immer weiter bis an die Grenzen Aureliens und darüber hinaus. 4 Von Nah und Fern strömten die Menschen herbei, um Sophia zu sehen. 5 Sophia sah die Menschen, die in immer größeren Scharen herbeikamen und das die Einheimischen keine Herberge mehr für sie hatten. 5 So sprach sie zu ihren Luminaren: "Gehet hin und verbreitet die Kunde, das ich zum Kristallsee kommen werde, um dort zu ihnen zu sprechen. 6 Die Menschen mögen dort hinkommen und auf mich warten." 7 Und so geschah es. 8 Die Menschen kamen in Scharen, verweilten am Ufer des Kristallsees und warteten geduldig auf Sophia. 9 Die Luminare kehrten zurück und Eugil sprach: "Es haben sich alle am See versammelt, wie du es gesagt hast, doch ihrer sind so viele. 10 Es sind gar Tausende, so das dich leider nicht alle werden hören können." 11 Aber Sophia antwortete: "Sie alle werden meine Worte hören." 12 Sophia ging zum Kristallsee, gefolgt von den Luminaren. 13 Sie ging durch die Massen und die Menschen huldigten ihr, denn sie waren gewiss, Sophia ist ihnen gesandt vom heiligen Licht. 14 Sophia setzte sich in ein Boot, das am Ufer lag und Eugil setzte sich hinzu und ruderte sie 30 Schritt weit hinaus auf den See. 15 Dann stand Sophia auf und sprach; und Aera trug ihre Worte zu den Menschen, die sich am Ufer versammelt hatten, so das ein jeder sie hören konnte, als würde sie nur einen Schritt weit vor jedem einzelnen stehen: 16 "Ihr, die ihr gekommen seid von Nah und Fern, auf das ich euch gebe den Segen im Namen des heiligen Lichts, ich frage euch: 17 Wer unter euch ist jener, der kein Hab und Gut mehr hat und nur noch ein kleines Stück Brot; und so er denn dem Hungertod nah ist dennoch dem Bettler sein letztes Stück Brot mit Freude gibt; und also er sein Letztes gibt und gewiss ist um das Wohlgefallen des heiligen Lichts an des Mildtätigen Tun; der soll rufen: Ich bin es; und ich sage ihm: 18 Frohlocke, denn die Notleidenden so wie auch die Mildtätigen werden stehen hoch im Licht. 19 Ich frage euch: Wer ist jener unter euch, dem Tag für Tag schlimmes Unheil widerfährt; und so er denn dem Unheil ausgesetzt ist von Geburt an bis zum Ende seiner Tage, er dennoch ohne Zweifel ist im Glauben; der soll rufen: Ich bin es; und ich sage ihm: 20 Verzage nicht, denn der feste Glaube führt zum Licht. 21 Ich frage euch: Wer ist jener unter euch, der ein Fürst ist unter den Menschen mit einem großen Heer; und so er denn auf Erden die Macht hat über weite Lande und er vor niemandem niederknien muss, er sich dennoch Tag für Tag ehrfürchtig in den Staub fallen lässt und im Gebet dem heiligen Licht dankt für seine Gnade; der soll rufen: Ich bin es; und ich sage ihm: 22 Wohl ist dein Tun, denn nur der Demütige wird am Ende bestehen. 23 Ich frage euch: wer unter euch ist jener, der sich mit einem Weibe vermählt hat; und so sie denn durch ein Unglück fortan hässlich und verkrüppelt ist und er Tag für Tag am Bett für sie sorgen muss bis zum Ende ihrer Tage, er dennoch nicht von ihr weicht und sie verlässt, obwohl sie ihn darum bittet, da sie sein Lebensglück über das ihre stellt; und also er getreu ist, obwohl ein Dutzend schöner Jungfrauen aus reichem Hause sehnsüchtig nach ihm verlangen, er diese verschmäht und dem heiligen Licht Tag für Tag im Gebet dankt für die Zweisamkeit, die er und sein Eheweib miteinander verbringen dürfen durch die Gnade des heiligen Lichts; der soll rufen: Ich bin es; und ich sage ihm: 24 Sei voller Zuversicht, denn den Getreuen werden die Tore des Lichts aufgetan und sie werden glücklich beisammen sein ober dieser Welt ewiglich. 25 Wahrlich ich sage euch, seid barmherzig, in festem Glauben an das heilige Licht, demütig, getreu all jenen, denen ihr verpflichtet oder verbunden seid. 26 In mir ist das Licht und also auch bei euch; so höret meine Worte im Namen des heiligen Lichts. 27 Ich segne euch, denn euer Leben ist der Wille des heiligen Lichts, und sein Wille geschehe. 28 Möge euch Kraft gegeben sein durch die Gnade des heiligen Lichts. 29 Möge die Liebe des heiligen Lichts euch schützen auf all euren Wegen und möget ihr stehen im Licht immerdar." 30 Eugil ruderte zurück ans Ufer und Sophia stieg aus dem Boot. 31 Da trat ein Mann aus der Menge an sie heran; er fiel vor ihr demütig auf die Knie und sprach: 32 "Das Lamm ist gekommen, das uns prophezeit ist von Sigmael." 33 Und Sophia antwortete: "Du sagst es. 34 Doch sage ich euch, so hört ihr es nicht; frage ich euch, so antwortet ihr nicht; zeige ich euch, so seht ihr es nicht. 35 Und darum sage ich, erkennt die Wahrheit, die in mir ist und die Wahrheit wird euch befreien von allem Übel."