1 it dem Ende der Schwertzeit kam die
Klagezeit. 2 Witwen und Mütter hatten keine Tränen mehr,
die sie hätten weinen können. 3 Auf Mutteraugen lag dunkler
Schatten und Vaterherzen waren
versteinert . 4 Sie
alle gaben König Phillinius die Schuld an ihrem Leid. 5 Der
König bekannte sich vor seinem Volk zu seiner Mitschuld an dem
Bruderkrieg und tat was er konnte, um Hunger und Leid unter dem Volk zu
lindern. 6 Das heilige Licht hatte König Phillinius
vergeben, denn es hat Urteil gesprochen durch lichten Zweikampf. 7
Doch das Volk vergab ihm seine Schuld nicht und also wandte sich das
heilige Licht ab von Aurelien, das seinen Richtspruch nicht achtete. 8
Die dunkle Saat ward auf dem Blutacker gesät, gleich einer schwelenden
Glut, die das Gute verzehrt; und das Unheil keimte und Azrael, der
Täuscher der Welt, angelockt von den Früchten der dunklen Saat, kam um
zu ernten. 9 In der Gestalt eines Raben kam der dunkle Fürst
zu jenen, die im Zweifel waren um den lichten Weg und ihrer waren viele.
10 Und der Rabe sammelte die Früchte ein und fügte sie
zusammen zu einem Haufen und sprach: Wollt ihr euch noch länger blenden
lassen vom grellen Licht, auf das ihr nicht die Herrlichkeit seht, die
doch euer ist? 11 Wollt ihr noch länger einem König
untertan sein, der eure Liebsten in den Tod führte oder hat töten
lassen? 12 Ihr könnt auch fürder nur Schafe sein, die
geschlachtet werden, wann immer es dem Hirten beliebt, und euren Unbill
in die Welt hinaus blöken und euer Blöken wird nicht gehört oder ihr
könnt meinem Rat folgen, auf das ich euch gebe ein mächtiges Heer, das
die Verblendeten vernichtet, die euren tiefen Schmerz begründen. 13
Voller Rachedurst und Hass wider dem König und seiner Getreuen waren
sie dem Täuscher erlegen. 14 Und so sprachen sie die Worte,
die nicht gesprochen werden dürfen; und sie riefen die Namen, die nicht
gerufen werden dürfen. 15 Sie brachen die Siegel, sie
öffneten die dunklen Tore und die Toten, die verdammt sind, waren los. 16
Sie kamen herauf auf Erden und das Heer der Toten schlachtete die
Tapferen wie Vieh. 17 Gleichsam wurden auch die Getäuschten
zu Opfern ihrer eigenen Bosheit und wurden erschlagen. 18
Schlimmes Unheil ward über Aurelien. 19 Die Schatten wurden
länger und länger und das Land drohte im Dunkel zu versinken. 20 König
Phillinius bot ein letztes Heer auf und zog wieder dem Totenheer. 21
Der Engel Posaunen ertönten und das Heer des Lichts kam vom Himmel
auf feurigen Rössern. 22 Die Toten verbrannten durch der
Engel Schwert oder wurden enthauptet durch der Menschen Schwert. 23
Die Engel schlossen die Tore zum Totenreich, aber die Siegel waren
gebrochen; ehrfürchtig dankten die Überlebenden in stillem Gebet dem
heiligen Licht, aber die Siegel waren gebrochen; möge
der Täuscher die Menschen nicht in Versuchung führen, denn die Siegel
wurden gebrochen.
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