1 igmael nahm sich die junge und schöne Sora zum Weib. 2 Der Ehebund ward geschlossen mit priesterlichem Segen im Haus des Lichts zu Auris. 3 Ein Freudenfest wurde gefeiert und das Königspaar war glücklich. 4 Aber das Eheglück währte nicht lange, denn Caris, der da war der erste Sohn des Chlod, begehrte die schöne Sora seit je her. 5 Das Haus Caris war von Stand und hatte guten Ruf überall, reichte die Blutlinie doch unstrittig zurück bis zu Aldur, der da war der dritte Sohn von Lot. 6 Doch dies blieb von Caris ungeachtet und fürder umwarb er die Königin im Geheimen. 7 Sora liebte ihren Gemahl; Caris ward sie wohlgesonnen und aus Wohlgefallen wurde Hingabe. 8 Caris und Sora wurden gesehen, als sie einander hingaben; sie wurden sogleich gefasst und vor den König geführt. 9 Es war gleich einem Dolch in Sigmael´s Herz, als er die Anklage hörte und sodann das reumütige Geständnis. 10 Sigmael ward wie versteinert und auch alle Umstehenden waren ohne Worte. 11 Schließlich erhob sich Sigmael von seinem Thron und sprach: So höret meinen Spruch, der jetzt und fortan gelten soll. 12 Ich, König Sigmael verfüge, das ein jedes Weib, das den geheiligten Ehebund bricht, den Rest ihres Lebens im Haus des Lichts verbringen soll; fernab jeglichem weltlichen Hab und Gut und weltlichen Wünschen soll sie fortan ein einfaches Leben als Dienerin des heiligen Lichts führen und das Gebet soll ihr Tagewerk sein. 13 Sora wurde sogleich weggebracht und Caris ergriff das Wort: Wie lautet das Urteil über mich, mein König? 14 Und Sigmael sprach: Das Weib, das den geheiligten Ehebund gebrochen hat, ward verführt von einem anderen Mann; der Mann aber ward nicht seiner selbst. 15 Du bist keinen Ehebund eingegangen, also hast du auch keinen Ehebund gebrochen. 16 Aber so wie der Rabe Lot verführte und Missgunst säte, so hat er unbändiges Verlangen in dir gesät und es hat die Tugend in deinem Herzen gefressen; nur du allein kannst die Tugend in dir neu entfachen. 17 So ward es gesprochen von König Sigmael und ein jeder Richter folgte diesem Spruch. 18 Aber des Königs Glück ward fortan begraben im tiefen Grab seines Herzens, denn im ward das Liebste genommen.