1 önig Aurel nahm Chivia, Tochter des Degenar, König von Isrinduria, zum Weibe und so ward ein Bund geschlossen zwischen Aurelien und Isrinduria. 2 Chivia wandte sich ab von den isrindurischen Göttern und das heilige Licht fand Einzug in ihr Herz. 3 So begab es sich durch die Gnade des heiligen Lichts, das Chivia einen Sohn und 2 Jahre später eine Tochter gebar. 4 Dem Sohn gaben sie den Namen Sindolf; der Tochter gaben sie den Namen Meyra. 5 Und Aurel liebte seinen Sohn über alles, nur die Liebe zum heiligen Licht war noch größer. 6 Als Sindolf 16 Jahre alt war, offenbarte er seinem Vater, das er Priester werden und das Noviziat beginnen wolle. 7 Die Enttäuschung des Vaters war groß, denn ein Priester konnte ihm nicht auf den Königsthron folgen, doch er verstand seinen Sohn und dessen Bestimmung; 8 und er sprach: Sindolf, ich liebe dich als meinen Sohn mehr als alles andere auf dieser Welt, aber die Liebe zum heiligen Licht ist noch größer. Wie könnte also meine Liebe zum Priestersohn minder sein, als die Liebe zum Königssohn? 9 Und so ließ Aurel seinen Sohn gehen. 10 Sindolf wurde von den Priestern von Auris als Novize aufgenommen und nach 6 Jahren zum Priester geweiht. 11 In all den Jahren des Noviziats hatte Sindolf seinen Vater und seine Mutter nicht gesehen, umso größer war die Freude des Königspaares, als sie ihren Sohn nach seiner Priesterweihe in die Arme nahmen. 12 Doch Sindolf war nicht mehr der unbekümmerte Sohn, der er einst war. 13 Er war nun mit Leib und Seele Priester und hatte sein Leben dem Wort des heiligen Lichts verschrieben. 14 Und es quälte ihn, das es jenseits der Grenzen Aureliens Menschen gab, die an seltsame Götter glauben und deren Bildnisse anbeteten. 15 So sprach Sindolf zu seinem Vater Aurel: Siehe, ich bin ein Mann, der das Wort des heiligen Lichts lehrt, auf das die verirrten Schafe zur Herde finden, denn ihre Unwissenheit lässt sie irren. 16 Daher will ich nach Isrinduria aufbrechen, in das Land, wo die Menschen Götzenbildern huldigen; 17 dort will ich den Menschen die eine Wahrheit verkündigen, auf das sie ihre Götzenbilder niederreißen und Vergebung finden; 18 denn dies ist meine Bestimmung. 19 Auch Chivia hörte die Worte ihres Sohnes und sprach: Mein geliebter Sohn, ich bitte dich, bleibe hier, wo du dir als Hirte deiner Herde sicher bist. In Isrinduria sorge ich mich um dein Wohlergehen. 20 Doch Sindolf erwiderte: Bist denn nicht auch du aus Isrinduria, die du bist Königin von Aurelien und Tochter des Königs von Isrinduria? 21 Hast nicht auch du dich von den isrindurischen Göttern losgesagt und dich der Gnade des heiligen Lichts zugewandt? 22 Und besteht durch euren Ehebund nicht gleichsam ein inniger Bund zwischen Aurelien und Isrinduria? 23 Dieser Bund soll fortan noch stärker sein, durch die gemeinsame Liebe zum heiligen Licht, und darum sorgt euch nicht. 24 Auch König Aurel war nicht glücklich über das Vorhaben seines Sohnes, aber er erkannte, das er Sindolf nicht davon abbringen konnte. 25 Der König stellte Sindolf ein halbes Dutzend Schwertkämpfer zur Seite, obgleich Sindolf dies nicht gut hieß. 26 Und so brach Sindolf schließlich auf in das Land Isrinduria, gefolgt von 3 weiteren Priestern, 2 Novizen und 6 getreuen Schwertkämpfern. 27 Sie erreichten Drakkant, eine Stadt in Isrinduria an der Bucht von Angbar. Dort ließen sie sich am Stadtrand nieder und fingen an, ein Haus des Lichts zu errichten, während Sindolf auf den Marktplätzen der Stadt unermüdlich das Wort des heiligen Lichts predigte. 28 Doch die Menschen in Drakkant wollten Sindolfs Worte nicht hören und der Bau des lichten Hauses ward ihnen ein Frevel wider ihren Göttern. 29 So kam es, das Sindolf und seine Begleiter von den Drakkantern überwältigt und zu Tode gesteinigt wurden. 30 Das Haus des Lichts wurde geschleift noch ehe es fertiggestellt war. 31 Ein aurelischer Priester entkam dem wütenden Mob und überbrachte König Aurel die traurige Kunde; und sie brach dem König das Herz. 32 Ganz Aurelien trauerte um den Königssohn, der da als Priester stand im Licht. 33 Zu groß war der Schmerz um den Verlust, so das die Trauer wich und Rachedurst Einzug hielt in des Königs Herz. 34 Am 14. Tag nach Sindolfs Tod zog das aurelische Heer nach Drakkant. 35 Am 10. Tag der Belagerung gab das heilige Licht die Stadt in die Hände der Aurelier. 36 Alle männlichen Bewohner von Drakkant wurden mit dem Schwert gerichtet. 37 Das Blutgericht dauerte 3 Tage an und am Ende nahmen die Aurelier die Stadt in Besitz. 38 Der Bund zwischen Aurelien und Isrinduria, besiegelt durch königliche Ehe, ward nun gebrochen. 39 König Degenar zog mit seinem Heer aus nach Drakkant zum Streite wider den Aureliern. 40 Das aurelische Heer zog ihnen entgegen und am Ende fiel König Degenar und mit ihm der Großteil seines Heeres. 41 Als die Kunde vom Sieg über das isrindurische Heer und König Degenars Tod in Auris ankam, hob ein Freudenfest an. Doch die Königin trauerte um ihren Vater und das isrindurische Blut, das vergossen ward in Drakkant. 42 Kummerschwer war Chivias Herz, aber sie hatte keine Tränen mehr, die sie hätte weinen können; so wurde aus Liebe Hass und im tiefen Grab ihres Herzens wandte sie sich wieder ab vom heiligen Licht. 43 Im Geheimen betete sie zu ihren alten Göttern und erinnerte sich der Braukunst von Giften, erstellt durch dunkles Ritual von Schamanen in den Tempeln Isrindurias, denn Chivia war darin eingeweiht. 44 Und also braute sie ein Gift, mischte es mit Wein, und brachte damit ihrem Gemahl Aurel und ihrer Tochter Meyra den Tod. 45 Chivia stürzte sich schließlich in des Königs Schwert.